Partnerschaft für mehr Bildungsgerechtigkeit
Initiative Zukunftsträger Metropolregion Rhein-Neckar
Im April 2023 hat das Collective-Impact-Programm ‘Zukunftsträger. Gemeinsam mehr bewirken am Übergang Schule-Beruf’ die erste, gut 3jährige Projektphase mit vielen Erfolgen abschließen können. Im November 2023 ist das Programm mit frischer Energie und neuen Themenschwerpunkten in eine zweite Phase gestartet.
Das Ziel der Initiative Zukunftsträger Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) ist es, einen gelingenden Übergang von der Schule in den Beruf für alle Jugendlichen – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Hintergrund – möglich zu machen. Um die Bedingungen für den Übergang Schule-Beruf wirkungsorientiert zu optimieren, das Wissen über Bedarfe und Lösungsmöglichkeiten zu steigern und Angebote und Prozesse nachhaltig zu implementieren, arbeitet Zukunftsträger in einem Gemeinsam-Wirken-Verbund mit vielen relevanten Akteuren und Entscheidungsträger*innen der Region zusammen.
Dazu zählen z. B. Vertreter*innen aus dem Bildungsministerium Rheinland-Pfalz, der Stadt Ludwigshafen, der Agentur für Arbeit, des Jobcenters, der IHK und der Handwerkskammer sowie Akteure aus Schulen, der Wirtschaft und von zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Akteure suchen gemeinsam nach Lösungen für Probleme am Übergang Schule-Beruf.
Das Zukunftsträger-Team übernimmt dabei die so genannte Backbone-Rolle: Es bringt die relevanten Akteure zusammen, setzt inhaltliche Impulse, bietet Formate für Austausch, gemeinsames Lernen und die Entwicklung co-kreativer Lösungen an. Außerdem achtet es auf eine wirkungsorientierte Planung und Evaluation der Maßnahmen.
Die Herausforderung
Laut jüngsten Studien hängt der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen in Deutschland immer noch stark vom familiären Hintergrund und der Herkunft ab: Die Faktoren Migrationsgeschichte, Bildungsabschluss der Eltern und ökonomische Situation der Familien haben einen großen Einfluss auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen. In einigen Kommunen der Metropolregion Rhein-Neckar sind die Bildungsrisiken in Bezug auf diese Faktoren besonders hoch – in Ludwigshafen zum Beispiel lag 2023 der Anteil der Schulabgänger mit Migrationsgeschichte bei 46 Prozent. Dies schlägt sich auch darin nieder, dass eine große Zahl von Jugendlichen die Schule ohne Abschluss oder mit einem nur gering qualifizierenden Abschluss verlässt.
Jugendliche, die Bildungsrisiken unterliegen, sind oft nicht gut über die Breite der Bildungs- und Berufswege informiert und haben eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung. Darüber hinaus wird generell aus Betrieben und Unternehmen über die zu geringe Ausbildungsreife von Jugendlichen berichtet. Dies führt häufig dazu, dass die Ausbildungsplatzsuche oder auch der Abschluss einer Ausbildung fehlschlagen. Hierzu zählen u. a. gering ausgebildete Kompetenzen und Techniken des Selbstmanagements, defizitäre soziale, kommunikative sowie digitale Kompetenzen.
Der Zukunftsträger-Lösungsansatz
Um junge Menschen bestmöglich auf die Berufswelt vorzubereiten, brauchen sie bedarfs- und zielgruppengerechte Informationsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote in der Phase der Vorbereitung, also bereits ab Klasse 8. Der sektorübergreifende Austausch im Zukunftsträger-Verbund der verschiedenen Akteure am Übergang hat sowohl eine breite und tiefgehende Analyse der Herausforderungen ermöglicht als auch strukturelle Veränderungsprozesse in Gang gesetzt und begleitet.
Auf Verbundebene wurden Austausch und Kooperation vorangetrieben, indem Akteure am Übergang z. B. an „Runden Tischen“ zusammenkamen oder Projektschulen sich in Schul-Netzwerkveranstaltungen ausgetauscht und gemeinsam Lösungen konzipiert haben.
So ist auch das innovative Mentoring-Programm „ÜbergangsMentoRing“ entstanden, in dem Auszubildende im 2. und 3. Lehrjahr als Mentor*innen die Mentees aus den Abschlussklassen bzw. in der Bewerbungsphase und zu Beginn der Ausbildung nach dem „Big-Brother/Big-Sister-Prinzip“ begleiten und unterstützen.
Ziele von Zukunftsträger
Die Optimierung der Situation von Jugendlichen auf dem Weg in ihr Berufsleben: In den Förderregionen ist die Situation benachteiligter junger Menschen im Übergang Schule-Beruf nachhaltig verbessert.
Die Jugendlichen...
- sind über verschiedene Berufe und Karrierewege gut informiert
- kennen ihre Stärken und Fähigkeiten
- erfahren sich als selbstwirksam und als Gestalter*innen ihres Karrierewegs
- sind in kommunikativen und sozialen Kompetenzen gestärkt sind auf die Aufgaben und Anforderungen, die eine Ausbildung an sie stellt, gut vorbereitet
- haben eine Stimme: ihre Situation und Bedarfe werden gesehen und gehört
Der Aufbau bzw. die nachhaltige Stärkung von regionalen „Collective Impact-Zusammenschlüssen“: In den Förderregionen werden sektorübergreifende Collective Impact-Zusammenschlüsse (Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft) aufgebaut und gestärkt mit dem Ziel, dies auch über den Förderzeitraum hinaus weiterzuführen und in kommunale/regionale Strukturen zu verankern.
Die Akteure am Übergang...
- haben eine deutliche Vorstellung von Herausforderungen und Gelingensbedingungen für einen guten Übergang Schule-Beruf sind miteinander vernetzt
- haben eine gemeinsame Zielsetzung und arbeiten wirkungsorientiert
- sind kooperations- und veränderungsbereit
- koordinieren ihre Aktivitäten
Schüler*innen am Übergang in den Beruf beim Berufeparcours in einer Realschule plus
Bisherige Bilanz
Seit dem Start von Zukunftsträger Ende 2019 sind viele Partner in den Verbund aufgenommen worden, es wurden produktive Austausch- und Kooperationsformate etabliert und neue Angebote implementiert. An den verschiedenen im Verbund angebotenen Maßnahmen haben in der ersten Projektphase 3.300 Jugendliche teilgenommen. Mit dem Abschluss der ersten Phase sind einige der Maßnahmen – wie der Runde Tisch Übergänge und das ÜbergangsMentoRing – verstetigt worden und werden von der Stadt Ludwigshafen angeboten. Für die kommende Projektphase wird sich Zukunftsträger vertieft dem Thema Schulabsentismus widmen, weitere Kooperationspartner gewinnen und seine Aktivitäten in der Region ausweiten.
Das sagen die Beteiligten
„Es war eine tolle Idee, eine Info-Veranstaltung für die Schülerinnen und Schüler an der abgebenden Schule anzubieten.Wir haben das nach dem Runden Tisch Übergänge zusammen mit den Übergangsakteuren umgesetzt und es war ein super Erfolg“
Lech Czwojdrak, didaktischer Koordinator, Realschule Plus am Ebertpark Ludwigshafen
„Die Kooperation von Politik, Verwaltung, Schule und Wirtschaft in einem Gemeinsam-Wirken-Verbund ist ein sehr guter Ansatz, um den großen Herausforderungen am Übergang Schule-Beruf zu begegnen. Man lernt durch die Perspektiven der anderen dazu und kann zusammen mehr bewegen“
Dr. Melanie Ostendorf, Bildungsministerium Rheinland-Pfalz
„Ich habe mich bewusst entschieden, Mentor zur werden, weil mir das persönlich auch viel bringt. Mir macht es Spaß, mich zu engagieren. Und hier kann ich mich auch für den Beruf noch weiterentwickeln.“
Nicolas Ziegler, Auszubildender bei John Deere in Mannheim und Mentor beim ÜbergangsMentoRing
Zukunftsträger wurde von Phineo und J.P. Morgan initiiert und unterstützt sowie von John Deere und BASF SE gefördert.